27. Februar 2024

Erhöhte Feinstaubexposition erhöht Hospitalisierungsrisiko

US-Senioren, die in Regionen mit einer erhöhten Feinstaubbetastung der Luft leben, werden häufiger wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Krankenhaus behandelt. Dies kam in einer Studie im British MedicaL lournaL (BMJ, 2024; DOI: 1O.1136/bmi-2O23-076939) heraus. Eine zweite Studie (BMl, 2024; DOI:.10.1136/bmj-2023-076322) ermittelte auch für jüngere Erwachsene ein erhöhtes Risiko von Krankenhausaufenthalten an Tagen mit erhöhten Feinstaubkonzentrationen. Auch die ZahI von Notaufnahmen wegen respiratorischer Erkrankungen stieg dann an. Das Risiko war dosisabhängig und ein Anstieg war bereits unterhalb der geltenden Grenzwerte nachweisbar.
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Feinstäube mit einer Größe von weniger als 2,5 μm (PM 2,5) können über die Lungen in den Blutkreislauf gelangen mit akuten und chronischen Folgen für die Gesundheit. Die Zusammenhänge sind durch eine Vielzahl von epidemiologischen Studien u.a. auch für Diabetes meltitus belegt.

Die „Global Burden of Disease“-Studie hat errechnet, dass die Feinstaubbelastung weltweit für 7,6% der weltweiten Gesamtsterblichkeit und 4,2% der DALY („disability-adjusted life years“) verantwortlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Grenzwert von weniger als 5µg/m3 im Jahresdurch­schnitt. Für die USA hat die Environmental Protection Agency (EPA) dieser Tage den Jahresmittelgrenzwert von 12 µg/m3 auf 9 µg/m3gesenkt. In Deutschland gilt noch immer ein Wert von bis zu 25 µg/m3 als akzeptabel.

Yaguang Wei von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston und Mitarbeiter haben die Auswirkungen der Feinstäube auf die Gesundheit an den Daten von etwa 60 Millionen US-Amerikanern im Alter von über 65 Jahren untersucht, die über Medicare krankenversichert sind.

Die Forscher verglichen die Messergebnisse für PM2,5 am Wohnort mit dem Hospitalisierungen wegen 7 Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD): ischämische Herzkrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankung, Herzinsuffi­zienz, Kardiomyopathie, Arrhythmie sowie Aneurysmen der Brust- und Bauchaorta.

Ergebnis: Verglichen mit dem WHO-Grenzwert von 5 µg/m3 kam es bei einer Exposition zwischen 9 und 10 µg/m3 – was der derzeitigen durchschnittlichen tägliche Jahresexposition in den USA entspricht – zu 29 % mehr Hospitalisierungen.

Das relative Risiko von 1,29 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,28 bis 1,30 signifikant. Auf einer absoluten Skala stieg das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung von 2,59 % auf 3,35 % pro Jahr an. Die Studie kommt wie frühere Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass es für Feinstaub keine untere Grenze der Unbedenklichkeit gibt.

In der zweiten Studie wurden die akuten Auswirkungen von Belastungsspitzen untersucht. Die WHO setzt hier das Limit bei 15 µg/m3. In den USA gilt ein Grenzwert von 35 µg/m3. In Deutschland gibt es im Unterschied zu PM10 keinen Grenzwert für die tägliche Spitzenexposition.

Die Analyse von Yuantong Sun und Mitarbeitern der Harvard T.H. Chan School of Public Health beruht auf den Abrechnungsdaten von 50 Millionen US-Amerikanern, wobei neben Medicare auch die Daten von privaten Krankenversichungen für berufstätige Erwachsene berücksichtigt wurden.

Ergebnis: Jeder Anstieg der PM2,5-Belastung um 10 µg/m3 war mit 1,87 zusätzlichen Krankenhauseinweisun­gen wegen natürlicher Ursachen pro Million Erwachsener ab 18 Jahren pro Tag verbunden. Die Zahl der Hos­pitalisierungen wegen Herz-Kreislauf-Ereignissen stieg um 1,04/1 Million Versicherten und die Zahl der Hospitalisierungen wegen Atemwegserkrankungen stieg um 0,85/1 Million Versicherten.

Auch ein Einfluss auf die Notaufnahme war nachweisbar: Die Zahl der Notfälle wegen Atemwegserkrankun­gen stieg mit jeder zusätzlichen akuten Exposition von 10 µg/m3 um 0,93/1 Million Versicherten. Bei den Herz-Kreislauf-Ereignissen und den natürlichen Ursachen war kein signifikanter Anstieg erkennbar.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2024

Kommentar:
Die Luftverschmutzung in der ersten Februarhälfte dieses Jahres in Verbindung mit der hohen Zahl von Atemwegserkrankungen während dieser Phase verwies eindrücklich auf die Bedeutung dieser Umweltbelastung.