11. Juli 2024

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Einige Risiken beginnen bereits im Kindesalter

Übergewicht und Fettleibigkeit werden bei Kindern oder Teenagern häufig verharmlost. Viele Eltern glauben, dass die Gewichtsprobleme sich mit der Zeit von selbst lösen. Eine australische Arbeitsgruppe zeigte nunmehr, daß Menschen, die im mittleren Alter Herz- Kreislauf-Erkrankungen entwickeln, häufig bereits als Kinder Risikofaktoren hatten.
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Der wichtigste individuelle Risikofaktor (Risikoanstieg: +43%) war das Rauchen, der allerdings nur bei 11% der 10634 Probanden auftrat.

Der zweitstärkste Risikofaktor war der Body-Mass-lndex (BMl). Hier hatte die Adipositas im Kindesalter einen Häufigkeitsanteil von 44% gegenüber 56% im Erwachsenenalter (Risikoanstieg: +41% für Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Gewichtsprobleme sollten demzufolge im Jugendalter nicht bagatellisiert werden.

Ein wichtiger bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Ereignisse ist ein erhöhter Cholesterinwert und hier vor allem das LDL-Cholesterin (Risikoanstieg; +32%). Das Risiko war zu 33% auf den LDL-Wert im Kindesalter zurückzuführen. Dies deutet darauf hin, dass die Frühdiagnose und Behandlung erhöhter Cholesterinwerte die protektive Wirkung verbessern könnten.

Körperliche Aktivitäten wie regelmäßiger Sport wurde in der Beobachtungsstudie über 20 Jahre nicht erfasst.

Die Ergebnisse zeigen nach Einschätzung der Autoren, dass die Behandlung der Risikofaktoren vor allem beim BMI nicht erst im Erwachsenenalter beginnen sollte, wenn die kardiovaskulären Folgekrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden sollen. Diese nachvollziehbare Aussage wäre allerdings durch entsprechende randomisierte lnterventionsstudien noch weiter zu erhärten.

Bemerkung:
Wer erinnert sich nicht an die durch übermäßige Mengen von Kohlehydraten wohlgenährt erscheinenden, pausbäckigen Babys in der Werbung vor >3 Jahrzehnten!

Die Notwendigkeit, frühkindliche Prägungen von Ernährungsgewohnheiten (z.B. ausgewogene Kalorienaufnahme, Zuckervermeidung, faserreiche Kost) und Bewegung zu optimieren, wird auch von vielen deutschen medizinischen Fachgesellschaften eingefordert, leider aber immer noch nicht von unserer Bevölkerung ausreichend
umgesetzt.

Quelle

Lit.: Deutsches Ärzteblatt 10. Juli 2024