Bariatrische Operation senkt Körpergewicht und Sterberisiko stärker als Medikamente

Zwei Drittel aller Einwohner in Israel sind übergewichtig oder adipös. Mehrere Kliniken des Landes bieten bariatrische Operationen an. Clalit Health Services, der größte Krankenversicherer des Landes, hat in den Jahren 2008 bis 2021 5.304 Patienten mit einem Typ-2-Diabetes und einem BMI (Norm 20-25. Übergewicht 25-30. Adipositas >30) von durchschnittlich 41,5 die Operation finanziert.
Zur gleichen Zeit begannen 47.427 Patienten eine Behandlung mit einem GLP-1-Agonisten („Fett-weg-Spritze“). Auch diese Medikamente erzielen eine deutliche Gewichtsreduktion, wie eine Studie von Dr. Orna Reges von der Universität Ariel zeigt.
Die Forscherin hat 3.035 Patienten mit gleichem Ausgangs-BMI gegenüber gestellt. Die bariatrischen Operationen (zu 46,4 % ein Magenbypass, zu 41,2 % ein Schlauchmagen und zu 12,4 % ein Magenband) erzielten die bessere Gewichtsreduktion. Der BMI sank bei den Patienten mit einer Diabetesdauer von weniger als 10 Jahren um 24,2 % und bei Patienten mit einer Diabetesdauer von mehr als 10 Jahren um 21,9 %.
Die Antidiabetika bzw. GLP-1-Agonisten (zu 61,9 % Liraglutid, zu 21,2 % Dulaglutid, zu 13,6 % Exenatid und zu 1,4 % Lixisenatid) erreichten „nur“ eine Gewichtsreduktion um 12,8 % beziehungsweise 12,9 %.
Der Unterschied in der erreichten Gewichtsabnahme wirkte sich auf die Mortalität der durchschnittlich 51 Jahre alten Patienten aus. Ein eindeutiger Vorteil war allerdings nur bei den Patienten nachweisbar, die seit weniger als 10 Jahren an einem Typ-2-Diabetes litten. Hier starben in den ersten 6,8 Jahren nach der bariatrischen Operation 1,8 % der Patienten gegenüber 5,0 % der medikamentös behandelten Patienten.
Dies bedeutet, dass das Sterberisiko nach einer bariatrischen Operation um 62 % niedriger war als nach einer Behandlung mit einem GLP 1-Agonisten.
Mit anderen Worten: Der Vorteil der bariatrischen Operation war auf die bessere Gewichtsreduktion zurückzuführen.
Bei einer längeren Dauer des Typ-2-Diabetes verminderte sich der Vorteil der Operation, obwohl in beiden Gruppen eine ähnliche Gewichtsreduktion erzielt wurde wie bei den Patienten, die weniger als 10 Jahre an einem Typ-2-Diabetes gelitten hatten. Die Autorin führt dies auf die mit der Dauer des Diabetes zunehmenden Komplikationen zurück, die in einem späteren Stadium offenbar nicht mehr durch eine Gewichtsreduktion beeinflusst werden können.
Immerhin war bei den Patienten mit einer Diabetesdauer von mehr als 10 Jahren noch ein gewisser nicht statistisch signifikanter Trend zu einem um 35 % niedrigeren Sterberisiko und weniger kardialen Ereignissen nach der Operation im Vergleich zur medikamentösen Therapie erkennbar.
© rme/aerzteblatt.de
Bemerkung
Diabetes ist ein Risikofaktor, der nicht aus dem Nichts entsteht, sondern bis zur Diagnosestellung meist einen viele Jahre unerkannten Vorlauf auch bereits mit entsprechenden Gefäßveränderungen (Atherosklerose) aufweist. Um so wichtiger ist es gefährdete Menschen zu identifizieren und diese dann auf die Möglichkeiten einer Lebensstil-Änderung hinzuweisen.
Bei 75 bis 80-Jährigen wird inzwischen eine Diabetes-Häufigkeit von 26% (Frauen) bis 32% (Männer) beschrieben. Gerade zur Vermeidung von kardialen Komplikationen sollten empfohlene Früherkennungen deutlich bewusster durchgeführt werden.

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