7. April 2025

Wie man sein Leben verlängern kann

Wer lange gesund bleiben und alt werden will, sollte auf eine gesunde Lebensweise achten. Das ist eigentlich keine neue Botschaft. Forscher des Uni-Klinikums Hamburg haben nun herausgefunden, wie viele Jahre man dazu gewinnt, wenn man die fünf kardiovaskulären Risikofaktoren Bluthochdruck, Nikotin-Abusus, Diabetes mellitus, Unter- oder Übergewicht und hohe Cholesterinwerte im Griff hat.
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Forscher des Uni-Klinikums Hamburg haben errechnet, wie viele Jahre man dazu gewinnt, wenn man die fünf kardiovaskulären Risikofaktoren Bluthochdruck, Nikotin-Abusus, Diabetes mellitus, Unter- oder Übergewicht und hohe Cholesterinwerte im Griff hat.

So entwickeln 50-jährige Frauen ohne diese Risikofaktoren im Schnitt 13,3 Jahre später eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und sterben 14,5 Jahre später als Frauen mit allen fünf Risikofaktoren.
Männer ohne diese Risikofaktoren leben 10,6 Jahre länger ohne Herz-Kreislauf-Erkrankung und sterben im Schnitt 11,8 Jahre später als Männer mit den Risikofaktoren.

Im Fokus: die Lebenszeit

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache weltweit und eine erhebliche Belastung für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die öffentliche Gesundheit. Fünf modifizierbare Risikofaktoren sind nach Angaben der Autoren für etwa 50 % der globalen Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich, was bedeutet, dass etwa die Hälfte aller Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch ein wirksames Management dieser Risikofaktoren verhindert werden könnte.

Aktuelle Schätzungen des Lebenszeitrisikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigen mit der kumulierten Risikofaktorbelastung und liegen zwischen 5 und 50 %, je nach spezifischem Endpunkt der Herz-Kreislauf-Erkrankung, der Dauer der Nachbeobachtung, den Risikofaktorprofilen der Bevölkerung und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Diese Schätzungen berücksichtigen jedoch nicht die dynamischen Veränderungen der individuellen Risikoprofile im Laufe der Zeit, die sich auf die langfristigen Ergebnisse auswirken könnten. Außerdem ist der Zusammenhang zwischen individuellen Risikofaktoren und Unterschieden in der Lebenserwartung nach wie vor unklar.

„Wir wollten wissen, wie sich die Abwesenheit oder Kontrolle dieser Faktoren auf die Lebenszeit auswirkt“, erklärt Prof. Dr. Christina Magnussen, Erstautorin der Studie und stellvertretende Direktorin der Klinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

Daten von mehr als zwei Millionen Frauen und Männern

Das Team vom Global Cardiovascular Risk Consortium (GCVRC) hat Daten von 2.078.948 Teilnehmern aus 133 Kohorten, 39 Ländern und 6 Kontinenten für ihre Analyse berücksichtigt. Der mittlere systolische Blutdruck der Männer und Frauen lag bei 128,7 mmHg, der mittlere Nicht-HDL-Cholesterinspiegel bei 155,6 mg pro Deziliter, der mediane BMI betrug 25,7. Insgesamt 7,7 % der Teilnehmer hatten Diabetes, 22,3 % waren Raucher. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Kohortenstudien betrug 7,6 Jahre für kardiovaskuläre Erkrankungen und 8,5 Jahre für Todesfälle. Die maximale Nachbeobachtungszeit für beide Ergebnisse betrug 47,3 Jahre.

Die wichtigsten Ergebnisse

Bei einem Indexalter von 50 Jahren betrug das geschätzte Lebenszeitrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor dem 90. Lebensjahr bei Teilnehmern, die keinen der fünf klassischen Risikofaktoren aufwiesen, 13 % bei Frauen und 21 % bei Männern; bei Teilnehmern, die alle fünf Risikofaktoren hatten, betrug das geschätzte Risiko 24 (Frauen) und 38 Prozent (Männern). Das geschätzte Lebenszeitrisiko, vor dem 90. Lebensjahr zu sterben, betrug bei Fehlen aller Risikofaktoren 53 % (Frauen) und 68 % (Männern). Für Frauen mit allen Risikofaktoren ergaben die Berechnungen einen Wert von 88 Prozent und für Männer einen Wert von 94 Prozent.

Beim Vergleich zwischen Teilnehmern ohne Risikofaktoren und Teilnehmern mit allen Risikofaktoren betrug die geschätzte Anzahl zusätzlicher Lebensjahre ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen 13,3 für Frauen und 10, 6 für Männer; die geschätzte Zahl der zusätzlichen Lebensjahre ohne Todesfälle betrug 14,5 (Frauen) und 11,8 (Männer). 

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie: Auch im späteren Leben lohnt sich eine Verhaltensänderung. „Von allen fünf Risikofaktoren ist die Kontrolle des Blutdrucks mit den meisten zusätzlichen gesunden Lebensjahren verknüpft“, sagt Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Letztautor der Studie und Ärztlicher Direktor des Universitären Herz-und Gefäßzentrums des UKE. Menschen, die zwischen 55 und 60 Jahren ihren Bluthochdruck in den Griff bekommen oder mit dem Rauchen aufhören, leben länger und ohne eine Herz-Kreislauf-Erkrankung als Menschen, die ihre Lebensweise nicht ändern.

Einschränkungen der Studie

Diese Studie weist nach Angaben der Autoren mehrere Einschränkungen auf. Ausgewertet wurden Daten von Kohorten mit unterschiedlicher Repräsentativität, Datenqualität und -quantität, Daten der Baseline-Bewertungen, Nachbeobachtungszeiten, Endpunktdefinitionen und Nutzung klinischer Interventionen. Zudem lassen die festgestellten Assoziationen zwischen Risikofaktoren und Überleben keine Aussagen zur Kausalität zu. So könnten die geschätzten Effekte teilweise durch nicht gemessene Faktoren beeinflusst werden, die sowohl mit dem Risikofaktor als auch mit dem Ergebnis assoziiert seien, erklären Christina Magnussen und ihre Kollegen.

Die Studie wurde vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung gefördert.