29. April 2025

Niedrigere LDL-Cholesterin-Spiegel können das Demenz-Risiko signifikant verringern

Ein erhöhter LDL-Cholesterin-Spiegel ist ein wesentlicher Risikofaktor für Gefäßveränderungen, die u.a. Herzinfarkt, Schlaganfall oder arterieller Verschlußkrankheit führen können. Unklar war bislang die Wirkung eines niedrigen LDL-Cholesterin-Spiegels auf die Hirnleistungsfähigkeit. Eine große koreanische Studie zeigte nunmehr, daß ein niedriger LDL-C-Spiegel auch das Risiko für Demenz jeglicher Ursache und Alzheimer-Demenz deutlich verringert. Dieses konnte auch für die LDL-C-Senkung durch die Gabe eines Cholesterin-senkenden Medikaments wie Statine belegt werden.
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Ein Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C)-Spiegel unter 70 mg/dL war mit einem um 26 % geringeren Risiko für Demenz aller Ursachen und einem um 28% geringeren Risiko für Alzheimer-bedingte Demenz (ADRD) verbunden, wobei die Statin-Verwendung dieses Risiko weiter verringerte, wie eine neue Studie nahelegt.

Während frühere Untersuchungen darauf hindeuteten, dass niedrigere LDL-Spiegel einen Schutzvorteil gegen Demenz bieten können, liefern diese Ergebnisse eine spezifische Zielzahl, die sich nach Angaben der Forscher in der klinischen Praxis als hilfreich erweisen könnte.

"Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines gezielten LDL-C-Managements als Teil von Demenzpräventionsstrategien, mit potenzieller Integration in klinische Leitlinien", schrieb der leitende Autor der Studie Prof. Dr. Yerim Kim, Hallym University College of Medicine, Seoul.

Die Ergebnisse unterstützen die Verwendung der Statintherapie innerhalb spezifischer LDL-C-Bereiche sowohl für kardiovaskuläre als auch für kognitive (Hirnleistungsfähigkeit-bezogene) gesundheitliche Vorteile.

LDL-Cholesterin-Demenz-Verbindung schlecht verstanden

Der Zusammenhang zwischen LDL-C-Spiegel und kognitiven Ergebnissen ist nicht gut verstanden, und frühere Untersuchungen haben widersprüchliche Hinweise geliefert. Sie haben Bedenken genährt, dass sehr niedrige Werte über Membranschädigungen mit kognitivem Verfall in Verbindung gebracht werden könnten. Letzthin wurden diese Bedenken durch neuere Untersuchungsergebnisse nicht unterstützt. Diese zeigten, dass eine signifikante Verringerung von LDL-C das Demenzrisiko nicht erhöht.

Die Lancet-Kommission für Demenzprävention, -intervention und -pflege hat kürzlich einen hohen Cholesterinspiegel in ihre Liste der veränderbaren Risikofaktoren im Zusammenhang mit Demenz aufgenommen.

Um das Thema weiter zu untersuchen, führten die Untersucher eine retrospektive Analyse von Patienten in 11 Universitätskliniken in Südkorea durch, die 108.980 Patienten mit LDL-C-Werten < 70 mg/dL und einer übereinstimmenden Gruppe von 108.980 Patienten mit Werten > 130 mg/dL.

Die Forscher bewerteten das Auftreten von Demenz jeglicher Ursache als primäres Ergebnis und ADRD als sekundäres Ergebnis. Sie analysierten auch Patienten mit LDL-C-Spiegeln unter 55 mg/dL und Patienten, denen Stadien als Cholesterinsenker verabreicht wurden.

LDL von "kritischer Bedeutung"

Im Vergleich zu Patienten mit LDL-C-Werten von ≥130mg/dL fanden die Forscher eine 26%ige Reduktion der Demenz jeglicher Ursache bei Patienten mit LDL-C-Werten <70mg/dL und eine 28%ige Reduktion der Alzheimer Demenz.

Bei Patienten mit LDL-C-Werten <55 mg/dL stellten die Forscher jeweils eine Verringerung des Risikos von 18% für Demenz jeglicher Ursache und der Alzheimer-Demenz ebenfalls um 18 % fest.

Interessanterweise gab es aber  keine signifikante Verringerung des Demenzrisikos bei Patienten mit Werten < 30 mg/dL im Vergleich zu Patienten mit LDL-C-Werten von ≥ 130 mg/dL.

Die Verwendung von Statinen bei Patienten mit LDL-C <70 mg/dl war auch mit einem um 13 % geringeren Risiko für Demenz aller Ursachen und einer 12%igen Abnahme des Alzheimer-Risikos verbunden im Vergleich zu Patienten, die keine Statine verwendeten. Es gab keinen Zusammenhang zwischen einem geringeren Risiko und Statin-Einnahme bei den LDL-C-Werten <55 mg/dL.

"Die primären Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die entscheidende Bedeutung des LDL-C-Spiegels für das Demenzrisiko und betonen die entscheidende Bedeutung dieser Werte unabhängig von der Statin-Nutzung", schrieben die Forscher. "Ein niedrigerer LDL-C-Spiegel steht in direktem Zusammenhang mit einer verringerten Demenzinzidenz und unterstützt das Cholesterinmanagement als grundlegendes für die Prävention von Demenz."

Kommentar:

Es gibt Ärzten eine starke Begründung, Statine bei älteren Erwachsenen und Menschen mit Demenzrisiko fortzusetzen, nicht nur für ihr Herz, sondern auch für deren Gehirn.

Bis jetzt war es schwer zu sagen, welches Niveau 'sicher' oder sogar vorteilhaft für das Gehirn ist. Die Identifizierung von <70 mg/dL in der Studie als Ziel, das das Risiko sowohl einer Demenz jedwelcher Ursache als auch einer Alzheimer-bedingten Demenz signifikant reduziert, ist sehr hilfreich. Es gibt uns einen konkreten, wissenschaftlich belegten Maßstab, den man als Arzt mit Patienten teilen kann - insbesondere mit einem hohen Gefäß- und kognitiven Risiko.