Bluthochdruck: Jeder Zweite nimmt seine Medikamente nicht korrekt ein

Die Hälfte der Menschen mit Bluthochdruck nimmt ihre Medikamente nicht so ein, wie der Arzt es ihnen rät. Das ist gefährlich, denn dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Krankheiten. Auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) wurde gezeigt, was Ärzte tun können, damit Patienten ihre Medikamente besser einnehmen.
Bluthochdruck-Patienten nehmen oft keine oder zu wenige Tabletten
Professor Dr. Harm Wienbergen von der DGK sagte: Viele Patienten halten sich nicht an die Einnahme der Medikamente. Studien zeigen: Bei mehr als der Hälfte der Patienten konnten im Blut oder Urin keine Spuren der Medikamente gefunden werden. Rund 20 bis 30 Prozent nehmen überhaupt keine der verschriebenen Tabletten. Wienbergen glaubt sogar, dass die Lage im Alltag noch schlechter ist als in den Studien.
Zwei Dinge helfen, damit Patienten es besser mitmachen
In einer neuen Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wird empfohlen, zwei Dinge als Arzt zu tun:
- Die Medikamente so einfach wie möglich verschreiben.
- Die Patienten während der Behandlung professionell begleiten.
Besonders hilfreich ist es, sogenannte Fixkombinationen zu verschreiben. Das sind Tabletten, in denen mehrere Wirkstoffe zusammen in einer Pille sind. So muss der Patient nur eine Tablette am Tag nehmen. Studien zeigen: Diese Tabletten wirken besser und werden häufiger korrekt eingenommen. Außerdem haben sie nicht mehr Nebenwirkungen als einzelne Medikamente.
Kombinations-Tabletten werden noch zu selten verschrieben
In Deutschland werden diese Fixkombinationen aber noch wenig eingesetzt. 2016 waren es 16 Prozent aller Blutdruck-Medikamente. Trotz Empfehlungen in der Leitlinie sank der Anteil bis 2020 sogar auf 11 Prozent. Wienbergen sagt: Ärzte sollten sich vornehmen, diese Kombi-Tabletten öfter zu verschreiben.
Wann die Tabletten genommen werden, ist meist egal – Hauptsache regelmäßig
Auch wichtig: Patienten sollten die Tabletten zu einer Tageszeit nehmen, an der sie es nicht vergessen. Egal, ob morgens oder abends – die Wirkung bleibt gleich. Neue Medikamente, die nur alle sechs Monate gespritzt werden müssen, könnten in Zukunft helfen. Solche Mittel sind aber noch in der Erprobung.
Patienten zu motivieren ist wichtig
Nicht nur die Tabletten, auch Gespräche mit Patienten sind wichtig. Wienbergen sagt: Ärzte sollten die Patienten gut informieren, damit sie selbst entscheiden, ihre Medikamente einzunehmen. Dabei hilft es, zu erklären, dass guter Blutdruck auch das Risiko für Demenz senken kann. Auch Nebenwirkungen müssen besprochen werden, weil Patienten die Nebenwirkungen oft stärker spüren als den Bluthochdruck selbst, der meist keine Beschwerden macht.
Fachkräfte in der Praxis können unterstützen
Diese Gespräche kosten Zeit. Deshalb empfiehlt Prof. Dr. Wienbergen, dass auch andere Fachkräfte wie Medizinische Fachangestellte (MFA) helfen. Sie können sich fortbilden und dann Patienten regelmäßig betreuen, nachfragen, wie es läuft, und zusätzliche Angebote machen, zum Beispiel Kurse zur Rauchentwöhnung.
Studien zeigen: Solche Konzepte helfen, dass Patienten gesünder bleiben und weniger Herzinfarkte oder Schlaganfälle bekommen.

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