Neuer Bluttest erleichtert Früherkennung von Alzheimer

Viele Menschen über 55 machen sich Sorgen, wenn sie Anzeichen von Vergesslichkeit oder Verwirrung bemerken. Umso positiver ist die Nachricht aus den USA: Die US-Behörde FDA hat den ersten Bluttest zur Unterstützung der Alzheimer-Diagnose zugelassen.
Dieser Test, entwickelt von der Firma Fujirebio Diagnostics, misst zwei Eiweißstoffe im Blut (pTau217 und β-Amyloid 1-42) und kann frühzeitig auf Alzheimer-typische Eiweißablagerungen im Gehirn hinweisen. Im Alltag bedeutet das: Statt aufwendiger Untersuchungen wie teuren PET-Scans oder Probenentnahme aus dem Rückenmark-Wasser reicht eine einfache Blutabnahme aus, um einen Hinweis auf einen sich entwickelnden Alzheimer zu erhalten.
Warum das wichtig ist
Alzheimer betrifft bereits Millionen von Menschen und Experten erwarten einen starken Anstieg der Fallzahlen. In den USA leben etwa sieben Millionen Menschen mit Alzheimer, und bis 2050 wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln. Auch in Deutschland ist Alzheimer eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser können Betroffene und ihre Familien informiert handeln und ihr Leben sowie geeignete Therapien planen. Der neue Bluttest könnte genau hier ansetzen, indem er die Diagnose einfacher und schneller macht. Dadurch steigt die Chance, dass Patientinnen und Patienten schon in einem frühen Stadium passende Hilfen bekommen und an Studien teilnehmen, die neue Behandlungen erproben.
So funktioniert der Test
Der Test ermittelt das Verhältnis von zwei Proteinen im Blut: dem phosphorylierten Tau-Protein (pTau217) und dem Amyloid-Protein (β-Amyloid 1-42). In einer Blutprobe wird bestimmt, wieviel von jedem Eiweiß vorhanden ist, und dann die Zahl pTau217 geteilt durch β-Amyloid 1-42 berechnet. Ein bestimmtes Verhältnis deutet darauf hin, dass sich im Gehirn wahrscheinlich Alzheimer-typische Plaques aus diesen Eiweißstoffen gebildet haben. Der Test bildet also biochemische Hinweise aus dem Gehirn indirekt über das Blut ab. Diese Methode ist technisch ähnlich wie bereits bewährte Tests mit Rückenmarksflüssigkeit – nur dass man hier nicht erst eine Nadel im Rücken braucht, sondern nur eine Blutabnahme.
So zuverlässig ist der Test
In klinischen Studien mit knapp 500 betroffenen Personen zeigte der Bluttest eine sehr hohe Übereinstimmung mit den bisher üblichen Untersuchungen. Bei rund 92 % der Personen, bei denen der Test „positiv“ war (was auf Plaques hindeutet), bestätigten sich auch beim aufwendigeren PET-Scan oder bei Flüssigkeits-Tests die Eiweißablagerungen. Und bei etwa 97 % der Personen mit einem „negativen“ Testergebnis – also ohne Hinweis auf Alzheimer-Plaques – fand man auch im PET-Scan keine Alzheimer-Ablagerungenpharmazeutische-zeitung.de. Diese Werte zeigen: Der neue Bluttest ist sehr genau und liefert in den meisten Fällen dasselbe Ergebnis wie ein PET-Scan. Der Vorteil ist allerdings, dass er deutlich einfacher und schneller durchführbar ist.
Wer kann den Test bekommen?
Der Bluttest ist für Erwachsene ab 55 Jahren gedacht, die schon erste Anzeichen einer Demenz bemerken. Das können Gedächtnislücken sein oder Probleme im Alltag, die ein Arzt oder eine Ärztin näher untersuchen möchte. Laut FDA ist der Test nur für Menschen mit entsprechenden Symptomen zugelassen – er dient der Abklärung und Unterstützung der Diagnose. Das bedeutet: Wenn Ihre Ärztin oder Ihr Arzt den Verdacht auf Alzheimer hat, kann der Bluttest dabei helfen, diesen Verdacht abzuklären. Er ist damit ein zusätzliches Werkzeug und kein Routine-Bluttest für alle Menschen ohne Symptome.
Was der Test nicht ist
Wichtig zu wissen ist, dass der Bluttest kein allgemeiner Screening-Test für die gesamte Bevölkerung ist und die Diagnose nicht alleine durch den Test gestellt wird. Ein negatives Ergebnis schließt Alzheimer nicht mit absoluter Sicherheit aus, und ein positives Ergebnis ist noch keine 100%-ige Diagnose. Falsch-positive Befunde könnten sonst unnötig Angst machen oder zu falschen Behandlungen führen, Falsch-negative Befunde könnten eine notwendige Therapie verzögern. Auch die FDA betont daher ausdrücklich, dass der Bluttest nicht für sich alleine steht und immer zusammen mit weiteren Untersuchungen und ärztlicher Beurteilung gesehen werden muß.
Ein hoffnungsvoller Ausblick
Trotz dieser Einschränkungen sind Fachleute begeistert: Dieser neue Test ist ein wichtiger Schritt Richtung einfachere und frühere Alzheimer-Diagnostik. Für viele Betroffene und ihre Familien bringt er Hoffnung, weil er Angst nehmen und Zugangsbarrieren senken kann. Mediziner können nun eher klären, ob Alzheimer hinter den Symptomen steckt, und so schneller entsprechende Therapien anbieten oder an klinischen Studien teilnehmen lassen. Gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen von Alzheimer betroffen sein werden, ist jeder Fortschritt wichtig. Der neue Bluttest zeigt, wie moderne Forschung das Leben von Menschen mit Alzheimer verändern kann – und dass die Medizin jeden Tag ein Stück näher an bessere Früherkennung und bessere Versorgung rückt.
Quellen:
FDA-Mitteilung und Berichte (2025) über den neuen Bluttest von Fujirebio

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