21. Mai 2025

USA: Abschied von der Wissenschaft? 

Die US-Regierung hat seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump die Arbeit vieler Forschungseinrichtungen und Institutionen im Gesundheitswesen unter anderem durch Kürzungen sowie die Androhung und Ankündigung von Entlassungen deutlich schwieriger gemacht.
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Die US-Regierung hat seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump die Arbeit vieler Forschungseinrichtungen und Institutionen im Gesundheitswesen unter anderem durch Kürzungen sowie die Androhung und Ankündigung von Entlassungen deutlich schwieriger gemacht.

Betroffen sind unter anderem die nationalen Gesundheitsinstitute National Institutes of Health (NIH), die Arzneimittelzulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) und die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Im Zuge eines Dekrets erfolgte auch die Abwicklung von USAID, der Behörde für internationale Entwicklung. Schon wenige Stunden nach seiner Vereidigung unterzeichnete Trump ein Dekret zum Ausstieg aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Diese Entwicklungen werden weltweit schwerwiegende Folgen nicht nur für den Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose haben, sondern auch das weltweite Monitoring von Krankheitsausbrüchen deutlich erschweren. Einmal mehr treibt einen die Frage nach den Motiven dahinter um. Denn Pandemien und globale Gesundheitskrisen machen nicht an Grenzen halt.

Doch nicht nur das globale Ziel „Gesundheit für Alle“ gerät in Gefahr, auch die unabhängige Forschung und Wissenschaft weltweit könnten durch die Entwicklungen in den USA massiv Schaden nehmen. Wenn medizinische Hilfsprogramme, Gesundheitsinformationen oder Leitlinien unter politischen Einfluss geraten und zensiert werden, gefährdet das nicht nur die medizinische Versorgung der betroffenen Patienten.

Zensur gefährdet Wissenschaftsfreiheit, Innovationen und die evidenzbasierte Medizin.
Eines der vielen Dekrete, die der neue US-Präsident in den ersten Tagen seiner zweiten Amtszeit erließ, verbietet es beispielsweise den Behörden in den USA wissenschaftliche Begriffe zu verwenden. Weder in eingereichten Manuskripten, die sich noch im Reviewprozess befinden, noch in bereits angenommenen, aber noch nicht veröffentlichten Manuskripten dürfen beispielsweise Begriffe wie gender, bias, transgender, pregnant person, pregnant people, LGBT, transsexual, mental health und weitere vorkommen.

Ärzte sind verpflichtet, ihr medizinisches Wissen zum Wohle der Patientin oder des Patienten und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung mitzuteilen. Doch genau daran werden Ärztinnen und Ärzte im Centers for Disease Control and Prevention (CDC), wo Daten und Forschungsergebnisse aus der gesamten Welt zusammengefasst werden, durch Präsidenten-Dekrete gehindert.

Unklar scheint auch, wie es mit der medizinischen Datenbank „Pubmed“ (weltweite Sammlung medizinischer Publikationen) weitergehen wird, die bei den NIH angesiedelt ist. Wenn hier zensiert wird oder Studien ohne Qualitätskontrolle veröffentlicht werden, dann wird diese Quelle für Forscherinnen und Forscher fast wertlos. Hierzu europäische Ersatzstrukturen aufzubauen, bedeutet allerdings eine jahrelange Verzögerung.

Angesichts der Entwicklungen in den USA müssen wir uns zukünftig in Europa und Deutschland weiterhin konsequent für das hohe Gut der Wissenschaftsfreiheit einsetzen.

Basiert auf: Rhein.Ärzteblatt 5/2025 S.3