Vorhofflimmern durch Smartwatch erkannt – behandeln oder nicht?

Bis vor wenigen Jahren wurde Vorhofflimmern (VHF), die häufigste Herzrhythmusstörung, klassisch erkannt: Man hatte Symptome, ging zum Arzt, bekam ein EKG oder auch ein Langzeit-EKG, und dann wurde die Diagnose gestellt. Danach richtete sich die Behandlung – zum Beispiel mit Blutverdünnern zur Schlaganfallvermeidung.
Heute läuft das oft anders: Viele Menschen erhalten die Diagnose per Smartwatch, ohne irgendwelche Symptome zu haben. Diese Form nennen Mediziner „subklinisches VHF“.
Die große Frage: Soll man so etwas überhaupt behandeln?
Zwei große Studien (ARTESIA und NOAH-AFNET 6) haben genau das untersucht: Lohnt sich eine Blutverdünner-Therapie bei symptomfreien Menschen, deren VHF nur durch Geräte wie Smartwatches erkannt wurde?
Die Ergebnisse waren gemischt:
- Blutverdünner senken zwar das Schlaganfallrisiko leicht.
- Gleichzeitig erhöhen sie aber deutlich das Risiko für schwere Blutungen.
- Ein Computermodell mit 20.000 simulierten Patienten zeigte:
→ Mit Therapie gibt es etwas weniger Schlaganfälle und Todesfälle.
→ Aber es gibt auch deutlich mehr Blutungen.
→ Der Unterschied bei Lebensdauer und Lebensqualität ist winzig: nur etwa 9 Tage Gewinn in 10 Jahren.
Fazit:
Blutverdünner bei subklinischem VHF bringen kaum Nutzen, aber reale Risiken. Die Entscheidung sollte man mit einem Arzt besprechen. Viele Faktoren fließen in eine Therapieentscheidung mit ein. Wer sich von der Smartwatch-Diagnose "verrückt machen" lässt, sollte vielleicht die Funktion lieber ausschalten. Manchmal ist Nichtwissen besser.
Kommentar:
Zu wissen, dass etwas mit dem Herzen nicht stimmt, kann ziemlich belasten – auch wenn es medizinisch keine Konsequenz hat. Manchmal wäre es vielleicht wirklich besser, diese Smartwatch-Funktion einfach auszuschalten.
zitiert und bearbeitet nach Medscape - May 06, 2025

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