Die Saga von Aspirin bei der Vorbeugung einer KHK
Aspirin wurde in der Folge für Millionen von Amerikanern zur täglichen Gewohnheit. lm Jahr 2017 nahm fast ein Viertel der Amerikaner über 40, die keine Herz-Kreislauf-Erkrankung (GVD) hatten, das Medikament ein und über 20% von ihnen taten dies ohne ärztliche Empfehlung.
Doch im Jahr 2018 zeigten drei Studien (ASCEND, ARRIVE und ASPREE) eine erstaunliche Umkehr des angeblichen Nutzens (John Wong MD, US-Preventive Services Task Force).
Die Kalkulation für die Einnahme von Aspirin schien sich dramatisch geändert zu haben: Das Medikament senkte das Risiko eines Herzinfarkts bei den Studienteilnehmem nur um 11 %, während seine potenziellen Schäden viel ausgeprägter waren.
Bei Patienten, die niedrig dosiertes Aspirin einnahmen, war das Risiko für Magen-Darm-Blutungen um 58 % höherals bei Patienten, die kein Aspirin einnahmen, und das Risiko für intrakraniale Blutungen um 31 % erhöht.
Hat Aspirin plötzlich seine magischen Kräfte bei der Vorbeugung von Herzinfarkten verloren?
Dr. Wong führte den verminderten Effekt einer prophylaKischen Aspirin-Einnahme auf die gegenüber 1988 deutlich verbesserten, gezielten Therapie-Optionen von Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie und Diabetes zurück.
ln den Leitlinien der USPSTF wurde daher 2022 dae Empfehlung für die Venvendung von niedrig dosierbm Aspirin zur Primärprävention herabgestuft.
ln den aktualisierten Leitlinien heißt es, dass die Entscheidung, bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 59 Jahren mit einem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen von über 10 % eine niedrig dosierte Aspirin-Behandlung einzuleiten, "eine individuelle Entscheidung" sein sollte, die auf professionellem Urteilsvermögen und den individuellen Präferenzen des Patienten beruht. Die USPSTF empfahl außerdem, bei asymptomatischen Personen über 60 Jahren keine Aspirin-Behandlung einzuführen.
ln der Zwischenzeit haben auch das American College of Cardiology und die American Heart Association zuvor strenge Empfehlungen zu niedrig dosiertem Aspirin abgemildert und eine differenziertere Empfehlung ausgesprochen, wonach "niedrig dosiertes Aspirin zur primären Prävention von ASCVD bei ausgewählten Erwachsenen im Alter von 40 bis 70 Jahren in Betracht gezogen werden könnte". Da es unterschiedliche Altersgrenzen für die Empfehlung von Aspirin gibt, müssen Ärzte mehrere Variablen berücksichtigen.
Einem Patienten über 60, der ein hohes Risiko für negative kardiovaskuläre Folgen hat, nicht mit dem Rauchen aufhören kann und wahrscheinlich keine problematischen Blutungen erleidet, könnte ein Arzt Aspirin empfehlen, sagte Dr. Lloyd-Jones. Zunehmend fließt auch das Ausmaß an Koronarkalk im Herz-CT ein, um hier klinische Entscheidungen zu steuern.
Unbenommen von diesen Ergebnissen bleibt, dass Patienten weiterhin niedrig dosiertes Aspirin einnehmen sollten, wenn sie bereits einen Hezinfarkt, Schlaganfall, eine Episode von Vorhofflimmern erlitten hatten oder einen Gefäßstent benötigten.